Heizung

Nachwachsend = nachhaltig?

Montag, 24.04.2023

Was es beim Heizen mit Holz alles zu bedenken gibt: Gesammelte Fakten und Aspekte.

Zum Brennstoff Holz gibt es gespaltene Ansichten.
Quelle: Adobe Stock
Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und steht, anders als Wind- oder Sonnenenergie grundsätzlich immer zur Verfügung. Aber wie "erneuerbar" und klimafreundlich ist er eigentlich?

Klar: Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, man kann ihm im Wald über die Jahre sogar dabei zusehen. Anders als Wind- oder Sonnenenergie steht er grundsätzlich immer zur Verfügung – ein riesengroßes Plus! Wie "erneuerbar" und klimafreundlich der Brennstoff Holz ist, darüber gibt es jedoch geteilte Meinungen und immer wieder hitzige Debatten.

Viel Holz vor unseren Haustüren!

Zunächst einmal muss man sagen, dass wir hierzulande ein sehr großes Holzvorkommen haben. Tatsächlich ist rund ein Drittel von Deutschland von Wäldern bedeckt. Dabei nehmen die Waldflächen und Holzvorräte weiter kontinuierlich zu. Mit rund 3,9 Mrd. m³ hat Deutschland EU-weit den größten Holzvorrat zu verzeichnen – und das deutlich vor "Waldländern" wie Schweden und Finnland. Dieser Holzvorrat wächst (laut Bundeswaldinventur 3) jährlich um gut 120 Mio. m³ an.

Was machen wir damit?

Etwa zwei Drittel des in Deutschland eingeschlagenen Rohholzes werden stofflich genutzt, das heißt für Wohnungsbau, Holzwerkstoffe wie Möbel, Verpackung, Zellstoff und Papier. Nicht ganz ein Drittel des Rohholzes wird energetisch genutzt. Dies entspricht ca. 25 Mio. m³ bzw. ca. 15 Mio. Tonnen Holz – und wiederum ca. fünf Mio. Tonnen Heizöläquivalent. Übrigens ist Holz nicht gleich Brennholz: Von den knapp 100 Baumarten, die es in Deutschland gibt, eignen sich nur wenige für den Einsatz als Brennholz. Zu den bekanntesten gehören Birke, Eiche, Buche, Fichte, Kiefer und Tanne.

Wie erneuerbar ist das Ökosystem Wald?

Umweltschützer befürchten, dass durch einen zunehmenden Einsatz von Holzheizungen unsere Wälder geschädigt werden. Im Gegensatz zu anderen Biomasse-Energieträgern braucht ein Baum in der Tat lange, bis er groß und "reif" genug ist, um geschlagen zu werden. "Nachwachsender Rohstoff" ist im Falle von Bäumen daher ein relativer Begriff. Tatsächlich erreicht eine heute gepflanzte Buche erst Generationen später, nach 120-160 Jahren die sogenannte "Schlagreife". Selbst vergleichsweise "schnell" wachsende Birken haben erst nach 60-80 Jahren ihre Schlagreife, Fichten nach 80-120 Jahren. Dem kann man entgegensetzen, dass in Deutschland nachhaltiger Holzanbau betrieben wird. Das heißt: In der Regel müssen bei uns mehr Bäume aufgeforstet werden als abgeholzt werden dürfen. Sehr viel Holz, das der Energiegewinnung dient, müsste sowieso "aufgeräumt" werden, zum Beispiel nach Sturmschäden oder ganz einfach zur Waldpflege. Es kommt aber natürlich – wie bei allem – auch immer auf das richtige Maß und einen gesunden Mix an. Müsste auf einmal jedes Gebäude mit einer Holzheizung ausgestattet werden, wäre das nachhaltig verfügbare Potenzial an Holz natürlich irgendwann ausgeschöpft und das Ende unserer Wälder besiegelt.

Der CO2-Kreislauf beim Heizen mit Holz

Der Energieträger Holz hat den klaren Klima-Vorteil, dass beim Verbrennen nur so viel CO2 freigesetzt wird, wie ein Baum zuvor beim Wachstum aus der Atmosphäre aufgenommen hat. Soweit ein Nullsummenspiel und eine "klimafreundliche" Sache. Kritiker von Holzheizungen weisen allerdings darauf hin, dass das im Holz über Jahre gebundene CO2 durch den Verbrennungsprozess in sehr kurzer Zeit wieder freigesetzt wird und es dann wiederum Jahrzehnte dauert, bis Bäume dieses CO2 erneut binden. Experten zufolge sollte man den Kohlenstoffkreislauf nachhaltig bewirtschafteter Wälder allerdings als Ganzes analysieren und dürfe sich nicht auf einen einzelnen Baum beziehen. Studien belegen, dass die alleinige Erhöhung des Kohlenstoffspeichers im Wald keinesfalls zu einer besseren CO2-Bilanz führt – im Gegenteil. Produktspeicher sowie der Ersatz energieintensiver Materialien oder fossiler Brennstoffe haben sogar eine größere Wirkung. Wie man sieht, muss also bei diesem Thema sehr genau differenziert werden, denn es gibt natürlich für jede Bilanzierung unterschiedliche Grundlagen. Was jedoch in jedem Falle positiv aufs Klima-Konto einzahlt: Holz wird regional angebaut und wir können uns lange Transportwege sparen, die ebenfalls die Umwelt belasten.

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