Die täglichen Herausforderungen eines Fachhandwerkers aus der Lüftungsbranche.
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Zentrale oder dezentrale Lüftung?
Donnerstag, 09.07.2020
Walter Fichtel, Geschäftsführer der Schäffer Haustechnik GmbH aus Kissing, gibt Einblicke in seinen Praxisalltag.
Dezentral oder zentral? Das ist immer wieder die berühmte "Gretchen-Frage" in der Lüftungsbranche. Könnten Sie bitte kurz erläutern, wann Sie ein dezentrales bzw. zentrales Komfort-Lüftungssystem empfehlen?
Wir raten unseren Kunden grundsätzlich immer – soweit realisierbar – zu einem zentralen Komfort-Lüftungssystem. Denn damit kann ich eine komplett abgestimmte Belüftung der gesamten Wohneinheit sicherstellen und auch eine optimale, sprich effiziente Wärme- und Feuchterückgewinnung gewährleisten. Dezentrale Lüftungslösungen installieren wir, wenn eine zentrale Lüftung baulich nicht möglich ist oder das Budget sehr begrenzt ist. Für eine Qualifikation zur KfW-Förderung wird zurzeit vom Markt oft nach dezentralen Lüftungsgeräten gefragt, weil diese verhältnismäßig einfach einzubauen und kostengünstig sind. So erkläre ich mir auch den gerade herrschenden Boom im Bereich dezentrale Lüftung.
Die DIN 1946-6 fordert für den Neubau und unter gewissen Bedingungen auch für Modernisierungsprojekte die Erstellung eines Lüftungskonzepts. Wie erstellen Sie Ihre Lüftungskonzepte?
Für uns muss die Wohnraumlüftung immer sowohl dem Wohlbefinden der Bewohner als auch dem Schutz und Werterhalt des Gebäudes dienen. Jeder Gebäudetyp hat einen gewissen "Lüftungsanspruch". Dieser hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab, zum Beispiel der Gebäudeart und dem Gebäudestandort. Es gilt die unterschiedlichen Mindestluftmengen zu berechnen, bezogen auf normative Zuluft- und Ablufträume und die Anzahl der Bewohner. Außerdem muss man in Absprache mit dem Kunden abwägen, was das jeweils optimale Lüftungssystem ist. Sobald das geklärt ist, holen wir die Zehnder Planungsabteilung mit ins Boot. Dann wird entschieden, welches Lüftungsgerät am besten zu den berechneten Anforderungen passt. Zudem erhält man so auf Basis des Gebäudegrundrisses auch einen Vorschlag zur Verlegung der Luftverteilung. Beides trägt zur Planungssicherheit bei, erleichtert den Arbeitsalltag und spart Zeit.
Bei der Montage eines Komfort-Lüftungssystems stellt sich u.a. immer die Frage, wo im Raum die Zu- bzw. Abluftöffnungen installiert werden sollen. Wie gehen Sie mit diesem Thema um?
Zu- und Ablufträume sollten immer bereits im Vorfeld definiert sein. Zum Beispiel sind Bad und Küche durch die dort regelmäßig anfallende Luftfeuchtigkeit automatisch als Ablufträume einzuplanen, wohingegen Wohn- und Schlafräume klassische Zulufträume sind. Die entsprechenden Luftöffnungen platziert man immer so, dass der ganze Raum durchströmt ist. Das bedeutet, nicht in der Nähe der Tür, sondern lieber im hinteren Teil des Raumes. Es sollte zudem darauf geachtet werden, dass Ventile und Gitter nicht in der Nähe von sensiblen Bereichen wie Betten oder Sitzgelegenheiten installiert werden, um Zugerscheinungen zu vermeiden. Bei der Positionierung ist aber auch immer Spielraum, um auf Kundenwünsche einzugehen.
Die richtige Platzierung der Sensorik ist auch ein wichtiges Thema: Für mich sind CO2-Sensoren im Schlafraum unerlässlich. Diese senden ein Signal an das Lüftungsgerät, wenn sich die Luftqualität – zum Beispiel nachts im Schlafzimmer – erheblich verschlechtert. Dann steuert das Gerät ganz von allein gegen, ohne dass der Bewohner etwas davon merkt oder aktiv eingreifen muss. Außerdem empfehle ich auch immer Feuchtesensoren im Bad. Diese sind eine effektive Möglichkeit, um erhöhte Feuchtigkeitslasten und damit Schimmelbildung zu vermeiden.