Klima / Lüftung

Heiße Fragen. Eiskalt geklärt.

Trends und Infos rund ums Raumklima – direkt nachgefragt beim Fachverband Gebäude-Klima

Freitag, 20.01.2023

Claus Händel vom Fachverband Gebäude-Klima (FGK) beantwortet Fragen zu technischen Trends rund ums Raumklima und gibt Tipps für die Kundenberatung.

Claus Händel vom Fachverband Gebäude-Klima (FGK) steht Rede und Antwort
Claus Händel ist Technischer Referent beim Fachverband Gebäude-Klima (FGK) und konnte in den letzten Jahren feststellen, "dass die Verbraucher auf die vielen heißen Sommer reagieren und die Investition in ein Klimagerät häufiger auf die Liste der längerfristigen Anschaffungen setzen."

Von Klimawandel bis Corona-Pandemie: Im Bereich Raumklimageräte ist in den letzten Jahren weit mehr als nur "heiße Luft" in Bewegung gekommen. Wir wollten von Claus Händel, Technischer Referent beim Fachverband Gebäude-Klima (FGK), wissen, welche technischen Trends sich aktuell abzeichnen und was es für SHK-Fachbetriebe bei der Kundenberatung zu beachten gilt.

Klimageräte hatten lange Zeit ein sehr schlechtes Image sowohl in Bezug auf ihre Energieeffizienz als auch, was die verwendeten Kältemittel betrifft. Was hat sich in dieser Hinsicht inzwischen geändert? Claus Händel: "Raumklimageräte in Split- und Multi-Split-Ausführung sind in den letzten Jahren durch die verbesserten Regelkonzepte (Leistungsregelung mit Inverter ist heute Standard) und nicht zuletzt durch die Anforderungen des EU-Energielabels hocheffiziente Kälte- und auch Wärmeerzeugergeworden. Ich würde sogar sagen, dass die Wärmepumpenfunktion hervorragend dafür geeignet ist, effizient zu heizen und die fossile Heizung damit zumindest in der Übergangszeit abgeschaltet werden kann. Die verwendeten Kältemittel (meist R-32) unterliegen den Anforderungen der EU-F-Gase-Verordnung und haben nur noch 1/3 des GWP der Vergangenheit. Es muss aber auch immer wieder klargestellt werden: Klimageräte verlieren bei professioneller Installation und Wartung so gut wie kein Kältemittel (Leckagen unter 2 % pro Jahr). Es ist ein Arbeitsmittel, das in der Maschine bleibt und am Ende sogar für die erneute Verwendung aufbereitet werden kann."

Die Anschaffung eines Raumklimageräts ist natürlich immer auch eine Kostenfrage. Viele Verbraucher entscheiden sich zunächst als "Erste-Hilfe-Maßnahme" gegen Sommerhitze für ein mobiles Gerät aus dem Baumarkt. Kann dies auch eine Alternative sein oder steht hier nach wie vor die mangelnde Energieeffizienz in keinerlei Relation zum tatsächlichen Nutzen? "Dazu ist erst einmal nichts Negatives zu sagen. Für viele ist es oftmals die einzige Option, da Split-Geräte immer, wenn auch meist nur geringe, bauliche Anforderungen bei der Montage mit sich bringen (Wanddurchbrüche, Aufstellorte, Kondensatablauf). Für Mieter ist daher ein mobiles Gerät oft die einzige Möglichkeit, wenn der Gebäudebesitzer nicht mitspielt. Es ist aber auch klar, dass sich diese Geräte nicht mit der Effizienz und dem Raumkomfort eines Split-Klimageräts messen können. Ich rate deshalb immer zu einem Split-Gerät, wenn es irgendwie möglich ist."

Welche Trends zeichnen sich anhand der Verkaufszahlen von Single-Split- und Multi-Split-Klimasystemen ab? Sind die Verbraucher angesichts extremer werdender Hitzeperioden bereit, auch in solche höherwertigen Systeme zu investieren? "Leider können wir gar nicht so genau sagen, wer die Geräte kauft. Die Verkaufszahlen steigen (um 10 bis 15 % pro Jahr), aber leider agieren die Verbraucher in diesem Segment sehr kurzfristig, eigentlich immer erst, wenn es schon warm ist. Wird es erst spät im Sommer heiß, bekommt man vielleicht kein Gerät mehr geliefert und installiert. Dann wird der Kauf wieder aufgeschoben. Wir merken aber schon, dass die Verbraucher auf die vielen heißen Sommer reagieren und die Investition in ein Klimagerät häufiger auf die Liste der längerfristigen Anschaffungen setzen. Dort stehen dann meist Split- oder Multi-Split-Systeme, im eher gewerblichen Bereich auch VRF-Klimasysteme."

Fachkräftemangel, übervolle Auftragsbücher... Warum sollten SHK-Fachbetriebe gerade das Thema "Nachrüstung von Raumklimageräten" trotz alledem nicht anderen überlassen, sondern diesen Bereich künftig ausbauen bzw. erschließen? Wie kann dies am besten gelingen? "Professionelle Information und Aufklärung beeinflussen die Kaufentscheidung in Richtung effizienterer und nachhaltigerer Geräte. Zudem ist, wie bereits gesagt, das Klimagerät auch eine effiziente Wärmepumpe. Ich wage sogar die Prognose, dass im Null-Energiehaus – das voraussichtlich in den nächsten Jahren im Neubau verpflichtend wird – das Multi-Split-Klimasystem in Verbindung mit einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ein sinnvolles Konzept für Heizen, Kühlen und Lüften über das ganze Jahr sein kann. Da die Entscheidung für ein Klimagerät für die meisten Verbraucher als spontaner Entschluss fällt, wenn es gerade heiß ist, haben die Kollegen vom Kälte-Klima-Fachbetrieb vielleicht so kurzfristig wenig Zeit, weil es bei der Kälte viel zu tun gibt."

Was sollte ich als SHK-Fachhandwerker für meine Rundum-Beratung auf der Checkliste haben: Welches Klimagerät eignet sich für welchen Einsatzbereich? Was muss ich bei der Planung beachten? "Wichtig ist immer eine korrekte Auslegung der Geräte, also die Auswahl der richtigen Leistung, die notwendige Anzahl der Geräte und die Effizienz. Das Energielabel gibt hier wertvolle Hinweise. Wichtig ist auch, dass der Fachhandwerker einen guten Support der Hersteller hat und sich professionell auf die ausgewählten Systeme einstellt. Entscheidend ist aus meiner Sicht zudem, dass die Aufstellorte im Gebäude im Hinblick auf den Raumkomfort richtig gewählt werden und nicht nur der kurze Installationsweg angestrebt wird. Für den Aufstellort außen sind immer auch akustische Aspekte wichtig. Hier gelten die gleichen Anforderungen, die man auch von den Außenluft-Wärmepumpen kennt."

Mal ganz allgemein gefragt: Inwiefern hat sich durch Corona das Bewusstsein für eine gute Raumluftqualität verändert? Lässt sich hier ein direkter Bezug feststellen? "Hier hat sich sehr viel verändert. Die Parameter der Innenraumqualität, also die Luftqualität und auch die Temperatur und Luftfeuchte, sind im Bewusstsein der Kunden besser verankert. Leider werden sie aber immer noch durcheinandergebracht. Fachhandwerker müssen hier klar aufklären. Lüftung bedeutet Lüftung mit Außenluft, dies ist die einzige Methode, die CO2-Emissionen der Personen abzuführen. Eine ausreichende Lüftung ist unter allen Randbedingungen sicherzustellen und die Lüftungsanforderungen dürfen nicht mit Luftreinigung oder -filterung verwechselt oder gar ersetzt werden. Mit der Luftfilterung können ergänzend spezifische Schadstoffe oder im Falle von Infektionsrisiken infektiöse Aerosole abgeschieden oder inaktiviert werden. Ein Ersatz für Lüftung mit Außenluft ist dies nicht. Lüftung heißt aber auch nicht Klimatisierung, also Kühlung oder Befeuchtung. Hierzu sind immer zusätzliche Produkte wie Kühlregister oder Klimageräte notwendig. Lüftung mit Außenluft kann in den hier vorgestellten Anwendungen keine oder nur unzureichende Kühlung bereitstellen."

Können Raumklimageräte im Umluftbetrieb wirklich auch Viren abtöten oder Allergikern das Leben leichter machen? Was ist heute alles möglich in punkto "Zusatznutzen"? Wir sind hier etwas zurückhaltend. Es ist bei diesen zusätzlichen Funktionen immer eine genaue Analyse notwendig, was genau gewünscht wird, was erforderlich ist und was die Geräte oder Zusatzfunktionen leisten können. Im FGK Status-Report 51 "Luftfilter – Luftreinigung – Luftentkeimung in Raumklimageräten" haben wir Kriterien dafür dargestellt. Aber wie zuvor ausgeführt: Lüftung mit Außenluft ist nicht ersetzbar."

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